Die Social Media-Strategie der Edition Wannenbuch
Der Monat April steht im Projekt unter dem Motto „Community & Events“, und zwar – aufgrund der aktuellen Situation – mit Onlinefokus. Diese Woche möchten wir euch einen unserer assoziierten Verlage vorstellen, dessen Aktionen, Kampagnen und Communityarbeit wir mit Freude verfolgen: die Edition Wannenbuch. Die Edition Wannenbuch besitzt ein originelles Geschäftsmodell. Sie bietet Lektüre für die Wanne in Form wasserfester Bücher an. Jens Korch führt eine Website mit verlagseigenem Blog und erfolgreiche Social Media-Kanäle auf Facebook (über 4800 Abonnent*innen) und Instagram (über 1700 Abonnent*innen). Wir haben den Verleger nach seiner Kommunikationsstrategie, einem Redaktionsplan und den vielen bunten Online Marketing-Ideen befragt.

Jens Korch Foto: © Edition Wannenbuch
Hallo Jens, schön, dass du dir Zeit für ein paar Fragen von uns nimmst! Du betreibst erfolgreiche Social Media-Kanäle auf Facebook und Instagram. Worin, würdest du sagen, unterscheiden sich beide Plattform voneinander (Zielgruppe, Community, Features, Nutzungsverhalten usw.)?
Auf beiden Plattformen wachsen die Zahlen – langsam, aber stetig. Doch gefühlt verlagert sich die Interaktion von Facebook zunehmend nach „nebenan“, zu Instagram. Zu sehen ist das an den Likes und Kommentaren unter den Fotos und Beiträgen. Das Publikum bei Instagram ist viel aktiver, schickt auch schnell mal eine Nachricht an uns, wenn ihnen etwas gefällt oder sie eine Frage oder Idee haben. Dennoch bestücken wir beide Portale regelmäßig, meist mit leicht abgewandelten und zugeschnittenen Beiträgen. Bei Instagram kommt es auf die Hashtags an, bei Facebook ist der Text relevant, der wiederum auf Instagram nicht zu lang sein sollte.
Du postest täglich und stehst in regem Austausch mit deiner Community. Hast du einen festen Redaktionsplan, um dein tägliches Pensum an Social Media- und Communityarbeit überblicken zu können?
Aktuell begehen wir als Edition Wannenbuch das zehnte Verlagsjahr und begleiten das mit diversen Aktionen. Dafür gibt es einen Redaktionsplan, den wir zu zweit bestücken. Dort sind die festen Elemente für jede Woche notiert, samt Textideen und Fotovorschlägen, die eine Verlagsmitarbeiterin kuratiert. Jede Woche gibt es eine Verlosung, bei der eines unserer Wannenbücher im Mittelpunkt steht. Wir formulieren dazu eine offene Frage, die thematisch zum Buch passt. Wer gewinnen will, muss den Beitrag kommentieren – das klappt auch sehr gut und wir freuen uns richtig sehr, wenn viele Menschen mitmachen. Mithilfe von Gewinnspielen und interaktivem Mitmach-Content lernen wir viel über unsere Follower*innen und Kund*innen. Neben den Verlosungen gibt es jede Woche einen Beitrag der Rubrik „Wannenbuch & Friends“. Dabei handelt es sich um ein 10-Fragen-Kurzinterview mit befreundeten Büchermenschen, die wir auf diese Weise vorstellen. Neben den Inhalten des festen Redaktionsplans erscheinen regelmäßig weitere Beiträge auf den Plattformen, mal eine Kurzumfrage, mal einfach irgendetwas Unterhaltsames. Übrigens sind wir neben den beiden Plattformen Facebook und Instagram auch auf Pinterest, Twitter und bei Google Business aktiv.
Im Projekt konzentrieren wir uns gerade auf die Plattform Instagram, da sich die deutschsprachige Buchcommunity dort sehr stark tummelt und austauscht. Welche Inhalte und Formate sind bei den Wannenbuch-Follower*innen besonders beliebt?
Beide sind wichtig – sowohl die kurzlebigen Storys, die nach 24 Stunden wieder verschwinden, als auch der reguläre Seitenfeed. Unsere Strategie ist, mindestens einmal pro Tag auf beiden Wegen etwas zu posten. Bei den Stories klappt das, beim Seitenfeed nicht jeden Tag. Es kostet aber auch tatsächlich Zeit, Social Media zu bespielen. Ich finde sie dennoch sehr wichtig, als Kontaktkanal zu den Follower*innen und als Mittel, um auf uns als Verlag aufmerksam zu machen – nicht bierernst, sondern allermeist mit einem Augenzwinkern. Das kann ein witziges Bild sein oder eine gut gelaunte Idee, Posts, die ganz nebenher vielleicht noch auf ein Buch aus unserem Verlag hinweisen, Unterhaltung und subtiles Buchmarketing für die Community also. Ich teste diese beiden Wege auf Instagram – Stories und regulärer Feed – regelmäßig aus und versuche zum Beispiel, zeitlich dann zu posten, wenn meine Nutzer*innen aktiv sind. Über die Insights der App lässt sich das gut herausfinden.
Du nutzt die Story-Funktion auf Instagram sehr rege. Kannst du einen Einblick geben, wozu sie dient und welche Inhalte du darüber veröffentlichst?
Die Storys sind schnelllebig, aber haben eine hohe Klickquote. In den Storys teilen wir Beiträge von Leser*innen, Blogger*innen, aus Zeitungen usw., die über unsere Wannenbücher etwas gepostet haben. Das bringt Interaktion, denn oft gibt es dann umgehend eine weitere Rück-Teilung – die Leser*innen freuen sich, wenn ein Verlag ihr Bild gezeigt hat, und wollen das dann wiederum ihren Follower*innen mitteilen. Außerdem ganz wichtig: Interaktion! Instagram bietet in den Storys dafür viele Möglichkeiten, vom Quiz über pfiffige Templates für Gif-Challenges bis hin zur Umfrage. Ansonsten ist Instagram als Kontaktkanal selbstverständlich sehr wichtig. Viele Blogger*innen kommen auf diesem Weg auf uns zu und sprechen uns via Direktnachricht an.
Zu Ostern hat die Edition Wannenbuch eine besondere Aktion auf Instagram gestartet. Kannst du uns kurz davon erzählen?
Erfolgreiche Aktionen kann man ruhig wiederholen und deshalb gab es Goethes „Osterspaziergang“ als virtuelle Rundtour und Rätselaktion in den Storys beim Wannenbuch-Verlag – dieses Jahr wegen des Ausgehverbots besonders aktuell. Passend zu unserem Goethe-Buch übrigens. Viele kennen den Text noch aus der Schule. Aufgeteilt in einzelne Zeilen konnten die Instagram-Nutzer*innen sich durch den Text klicken und mussten immer das richtige Wort aus zwei Optionen richtig raten. Die Story war am Ende ganz schön lang, aber die Klickzahlen haben gezeigt, dass viele Follower*innen bis zum Schluss mitgespielt haben. Hat echt viel Spaß gemacht und erstaunlicher Weise – dank Instagram lässt sich das graphisch gut auswerten – lagen einige immer mal daneben. Aber darum ging es unterm Strich auch gar nicht.
Welche Intention besitzen originelle Ideen wie diese im Verlag? Und welche tatsächliche Wirkung erzeugen sie bei deiner Zielgruppe?
Wie gesagt, wir versuchen einerseits, Aufmerksamkeit über die Beiträge auf Social Media zu generieren, und andererseits dann auch auf unsere Titel hinzuweisen. Nicht immer vordergründig, aber doch mindestens am Rande: „Hey, schaut mal! Dazu passend gibt es übrigens diesen Titel bei der Edition Wannenbuch.“ Mit Humor kommen wir als Verlag mit einem Programm voll Unterhaltungslektüre bei den Follower*innen gut an. Aktuelle politische Themen würden bei der Edition Wannenbuch nicht passen. Das ist das falsche Podium und entspricht auch nicht unserem Profil, kann aber für andere Verlage sicher relevant serin. Man kann über Social Media übrigens auch messen, ob die Beiträge bei den Leuten ankommen und dann auch zu einem Buchkauf führen. Zum Beispiel mit Gutscheincodes, die wir manchmal posten und mit denen es dann auf der Verlagsshop-Seite etwas als Bonus gibt.
Inwiefern hat sich deine Verlagsarbeit hinsichtlich Online Marketing seit Beginn der Corona-Krise verändert?
Die Taktung in den Social Media-Kanälen ist bei uns eh immer schon sehr hoch. Das habe ich auch jetzt beibehalten. Vielleicht hat sich die Tonalität etwas geändert und wir fragen uns vor jeder Veröffentlichung: Passt das gerade thematisch? Darf man unterhaltsam sein, wenn es doch gerade eine Ausnahmesituation ist und vielen sicherlich nicht nach Lachen zumute ist? Das muss man immer gut abwägen. Was wir aktuell stärker als bisher mit Inhalten bestücken ist Pinterest. Dort teste ich noch aus, wie es geht und funktioniert. Freue mich aber über stetig wachsende Klickzahlen.
Gibt es in der Edition Wannenbuch schon Pläne für Online-Events?
Zur abgesagten Leipziger Buchmesse hatten wir als Verlag das Online-Event „Leipziger Buchfieber“ ins Leben gerufen – eine Facebook-Veranstaltungsseite, bei der am Ende mehr als 60 Verlage dabei waren. Quasi als Dauer-Kanal konnten über diese Seite Bücher, Autor*innen und Projekte vorgestellt werden. Ich habe alle Verlage einzeln angesprochen und über eine interne Facebook-Gruppe die Ideen erläutert. Manche Verlage haben den Kanal aktiv genutzt, andere weniger. Es war gewiss kein adäquater Ersatz für die Buchmesse, aber die Reaktionen der Facebook-Fans, die über den „Ich nehme teil“-Button zuschauen konnten, waren positiv. Mehr als 30.000 Interessent*innen haben wir laut der Insights-Statistik gezählt. Sicherlich wird es auch künftig Online-Events geben. Übrigens nutzen wir auch ganz aktiv das Portal Lovelybooks dafür. Dort betreut eine Mitarbeiterin jeden Monat Leserunden zu unseren Büchern. Blogger*innen können sich um ein Leseexemplar bewerben und virtuell darüber diskutieren – auch eine Art Online-Event also.
Herzlichen Dank für das Interview, lieber Jens, und weiterhin fröhliches Bücherbaden dir und deiner Community!