„Wir orientieren uns an der gewohnten Branchenstruktur, die sich in der Zusammenarbeit mit Händlern und Handel bewährt hat. Dennoch sind wir offen für neue Rhythmen und Möglichkeiten, um vor allem unsere Kernzielgruppe, junge Erwachsene und Jugendliche ab 14+, besser und ihren Bedürfnissen entsprechend abholen zu können.“
„Ja, vor allem wegen der beiden Buchmessen, wo wir jeweils die neuen Titel präsentieren wollen.“
„Nein, wir haben bewusst davon Abstand genommen. Wir brauchen aus ökonomischen Gründen mindestens vier und schaffen bei allem Idealismus maximal sechs Titel pro Jahr, wenn wir diesen (vom Lektorat über die Herstellung bis hin zu Vertrieb und Marketing) die ihnen gebührenden Zeit, Aufmerksamkeit und Liebe zukommen lassen wollen. Diese Titel bündeln wir dann in einem Jahresprogramm.“
„Als ich mit mikrotext anfing, 2013, wollte ich genau das nicht machen. Ich plante stattdessen Jahreszeiten-Programme, immer zwei Titel pro Jahreszeit: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Gerade im Sommer (Ferien) und im Winter (kalt) möchte man doch lesen! mikrotext ist dann ab 2014 auf einen Einzeltitelrhythmus umgestiegen: Alle sechs bis acht Wochen erscheint ein Titel. Aus diesem Grund wollte ich auch eigentlich nie „Vorschauen“ machen, da durch den 6-8-Wochen-Rhythmus auch Freiheit in der Planung entstand. Ich musste ja eigentlich nur den nächsten Titel wissen, alles Weitere würde sich ergeben. Mittlerweile erstelle ich Vorschauen, aber sie bewahren sich auch den vorläufigen Charakter: Manchmal hat ein Titel kein Cover oder es ist ein E-Book angekündigt, was dann doch ein gedrucktes Buch wird, wie zuletzt bei Kochen mit Zukunft, unserem klimafreundlichen Kochbuch, das jetzt als Ringbuch erschienen ist (und als E-Book selbstverständlich). Als unabhängiger und kleinerer Verlag ist es für mikrotext sogar markttechnisch sehr klug, wenn ich genau entgegengesetzt zum Vorschaurhythmus publiziere, denn dann sind weniger neue Titel in der Aufmerksamkeitskonkurrenz.“
„Um die 20 Stück, davon sind etwa zwei Drittel Originale, der Rest Zweitverwertungen aus der Verlagsgruppe und anderen Verlagen.“
„Das schwankt, aber so zwischen 5 und 10 pro Halbjahr.“
„Wir veröffentlichen pro Jahr vier bis sechs Titel.“
„3-4“
„Gerade im Paperback-Segment und im Kinderbuch wird es immer saisongebundene Titel geben, etwa Weihnachtsromanzen oder Adventskalenderbücher. Zu Jubiläen (in der Verlagsgruppe Oetinger dieses Jahr beispielsweise „75 Jahre Pippi Langstrumpf“) wird es auch auf lange Sicht an Daten gebundene Titel geben. Grundsätzlich denke ich jedoch, dass wir unsere Planungsvorläufe in Zukunft kürzer halten müssen: Das lange Warten auf das Erscheinen eines Titels oder gar die Fortsetzung einer spannenden Reihe ist etwas, dass unsere serienverwöhnten Leser*innen nur ungern in Kauf nehmen. Außerdem gilt es in unserer bewegten Zeit natürlich, rasch auf gesellschaftliche Entwicklungen und Trends zu reagieren, was ebenfalls größere Spontaneität erfordert.“
„Nein, eher nicht. Das gab es schon mal (z. b. Jubiläum einer Lesebühne), kommt aber sehr selten vor. Ich würde sagen, unsere Bücher sind nicht von so etwas abhängig, da haben wir andere Kriterien.“
„Schon in der Anfangsphase des Verlags, vor fünf Jahren, hatten wir uns entschlossen, in Berlin eine Lesereihe zu begründen, in deren Rahmen dann jeweils die Buchpremiere gefeiert wird: die #4Lesezeiten. Vier Bücher, vier Jahreszeiten, vier Lesezeiten – das ist das Konzept. Mittlerweile hat es sich so ergeben, dass die Buchpremieren meist im Heimatort der Autor*innen stattfinden, aber als Berlin-Premiere bewährt sich die Lesereihe noch immer, sogar zu Coronazeiten – diesmal dann online und weltweit: #4Lesezeiten„
„Eigentlich nie. Aber ich schaue, wenn ich mich inhaltlich für einen Titel entschieden habe, ob es in dem Jahr irgendeinen Anlass gibt, den man mitkommunizieren könnte. Der Titel mit Micro Science Fiction des sehr erfolgreichen Twitteres und IT-Spezialisten O. Westin, der von Aliens, Robotern, künstlicher Intelligenz und zukünftigen Zeitrechnungen handelt, wurde am 21. Juni veröffentlicht, in der kürzesten Nacht des Jahres, sozusagen in der „hellen Nacht“.“
„Die aktuelle Situation als Chance zu begreifen, ist derzeit nicht ganz leicht. Klarheit könnten wir zum Beispiel beim Blick auf Trends am geschrumpften Markt bekommen: Welche Titel laufen trotz erschwerter Bedingungen noch gut? Welche werden, wenn sich „nach Corona“ alles langsam wieder normalisiert, als erste nachgefragt? Hieraus lassen sich für zukünftige Programme sicherlich einige Erkenntnisse gewinnen.“
„Da sehe ich keine großen Chancen. Und ich glaube, man kann nicht die ganze Branche über einen Kamm scheren, das ist im Einzelfall sehr unterschiedlich, wie da Prioritäten gesetzt oder geändert werden. Große Verlage z. B. haben auch andere Zwänge als Indieverlage und sie haben ja sowieso in der Regel andere Veröffentlichungsrhythmen: meist monatlich. Das meiste, was an Verschiebung von Titeln jetzt wegen Corona passiert, wird eine temporäre Erscheinung bleiben.“
„Die aktuell erzwungene Entschleunigung führt zu Titelverschiebungen und auch Kurzarbeit (Beispiel Hanser), was wieder zu Verschiebungen bei den Herbstprogrammen dieses Jahres und den Programmen 2021 führen wird. Das ist in erster Linie für die betroffenen Autor*innen keine schöne Erfahrung. Andererseits machen die Autor*innen, deren Titel zur nicht stattgefundenen Leipziger Buchmesse erschienen sind, noch schlimmere Erfahrungen, denke ich. Miri Watson, Kai Maruhn und David Misch wären für die duotincta auf Leipzigs Bühnen und am Messestand gewesen. Wir als Verlag werden nächstes Jahr wieder eine Messe haben, unsere drei Autor*innen nicht mehr, zumindest nicht zum Erscheinungstermin ihrer Bücher. Danach kamen die Ausgangsbeschränkungen und jede andere Lesung wurde auch noch gestrichen und die meisten Buchhandlungen geschlossen. Für uns als Verlag (und da geht es wohl den meisten Unabhängigen so) ist bis jetzt auch nichts von Entschleunigung zu spüren, im Gegenteil. Veranstaltungen fielen aus, die Buchhandlungen sind geschlossen und ein Werbebudget, um für Aufmerksamkeit zu sorgen, ist nicht vorhanden. Also ging es von den Messevorbereitungen direkt in die Organisation von Krisenplänen und Onlineevents, bei uns beispielsweise in Form eines Online-Lesetags zum Indiebookday 2020. Aktuell ist jede*r zu sehr im Krisenmodus, um über Veränderungen in der Programmplanung nachzudenken, denke ich. Nach der Krise wird wohl eher auf das bewährte Vorgehen zurückgegriffen werden. Gerade in den Konzernverlagen und den größeren unabhängigen Häusern sind Planung und Strukturen (im Haus, aber auch mit Agenturen, Freelancer usw.) so fein ineinander verzahnt, dass dort Umstellungen wohlbegründet sein müssen und einen langen Vorlauf brauchen. Wir als unabhängiger Mikroverlag sind da ohnehin anders aufgestellt und sieht man sich um, beobachten wir auch bei Kolleg*innen unserer Größe, dass die aktuelle Devise „weniger ist mehr“ lautet.“
„Es ist eine Riesenchance. Ein Stopp oder eine Verlangsamung ist eine Denk- und Atempause.“
„Ein in die Zukunft gerichteter Blick auf die Interessen unsere Zielgruppe, der Blick auf aktuelle Trends und gesellschaftsrelevante Ereignisse. Und auch: Titel einzukaufen, die nicht nach wenigen Monaten uninteressant und nicht mehr aktuell sind, sondern in denen Welten geschaffen und Plots erzählt werden, die auch einige Zeit nach Erscheinungstermin noch spannend bleiben, weil sie Gefühlswelten eröffnen, die die Leser*innen in ihren Bann ziehen und die im besten Falle auch außerhalb der Buchdeckel für Gesprächsstoff sorgen.“
„Nicht mit Trends mitschwimmen wollen, ein erkennbares Profil ausbilden und langfristig pflegen.“
„Verlegen ist ja immer der Spagat zwischen ökonomischen und idealistischen Zielen. Für uns stand von Anfang an fest, dass wir ein Verlag für gehobene Literatur sein wollen. Damit stand auch fest, dass wir uns nicht an Trends oder Genres orientieren, sondern gerade nicht marktorientiert veröffentlichen möchten, um uns so, wenn alles gut geht, langfristig einen Namen zu machen. Wir betrachten einen Text auf seine Qualität hin und ob er unseren ästhetischen Ansprüchen genügt, sich ins Programm fügt. Denn mit Programm ist bei uns eben nicht das Frühjahrs-, Herbst- oder Jahresprogramm gemeint, sondern das Gesamtprogramm; und das soll organisch wachsen. Unser Verlag ist schlussendlich Abbild des Programms. Viele unserer Autor*innen haben mittlerweile mehrfach bei uns veröffentlicht und wurden somit zu Hausautor*innen. Auch eine Form der Nachhaltigkeit …“
„Nachhaltige Programmplanung ist flexibel und vernetzt und kann auf Veränderungen reagieren. mikrotext versucht dies durch einen Mix aus digitaler Veröffentlichung, Auflagendruck, Book-on-Demand, Subskription und Crowdfunding. Insbesondere dadurch, dass bei mikrotext alle Titel digital-first erscheinen, wird ein nachhaltiges E-Book-Programm aufgebaut: immer lieferbar, ohne Ressourcenbindung, preisgünstiger. Nachhaltig bedeutet auch, längerfristig mit Autorinnen und Autoren zu arbeiten sowie mit Kollegen und Kolleginnen zu kollaborieren.“
„Die gibt es! Auf ihren Reisen weisen unsere Vertreter zum Teil auf Backlist-Titel hin, in unseren Katalogen gibt es immer auch BL-Tipps zu Novitäten, zudem werden einige Aktionspakete mit Novitäten und BL-Titeln bestückt. Selbstverständlich stellen wir auch von BL-Titeln Rezensionsexemplare zur Verfügung.“
„Das ist schwer, aber wir versuchen es. Wir weisen in den Vorschauen oft auf Backlisttitel hin, z. B. thematisch sortiert, also Kalender, Kinderbücher usw. Außerdem machen wir Newsletter oder Social-Media-Posts, wenn es etwas Passendes zu Backlisttiteln zu berichten gibt, z. B. Jubiläen, Literaturpreise u. v. a. Vor Weihnachten bewerben wir auch gezielt Bestseller der Backlist.“
„Ja, unbedingt. Wie vorhin schon gesagt, gibt es für uns nur ein Programm, das Gesamtprogramm. Konsequenterweise gibt es dann aber auch keine Backlist bei uns. Natürlich fokussiert sich die Aufmerksamkeit, wie überall auch, auf das jüngste Kind im Haus – was aber nicht heißt, dass die älteren vollkommen vergessen oder sich selbst überlassen werden. Bei unseren Hausautor*innen zum Beispiel gehen ja mit jeder Neuerscheinung die bisher erschienen Titel mit auf Lesereise. Aber auch zu aktuellen Anlässen organisieren wir Veranstaltungen, beispielsweise gab es Lesungen zu Kathrin Wildenbergers Wenderomanen, als sich der Mauerfall das dreißigste Mal jährte. Ein anderes Beispiel ist die „Blaue Stunde“ im Kulturcafé Alte Büdnerei in Kühlungsborn. Dort werden in den Wintermonaten zur blauen Stunde duotincta-Texte von Karin Schatzberg gelesen– unabhängig vom Erscheinungstermin, sondern passend zur Stimmung. Es lohnt sich also auf jeden Fall, Bücher ins Gespräch zu bringen, auch wenn der Erscheinungstermin für unsere schnelllebige Zeit schon „eine Ewigkeit“ zurückliegt.“
„Die Backlist wird immer wieder in Vorschauen exemplarisch und thematisch vorgestellt. Ebenso holt mikrotext zu bestimmten Anlässen passende Titel nach vorne: zum Frühjahrsputz z. B. von Sarah Khan Wochenendhaus, zum Muttertag ein Mutter-Tochter-Buch wie Null Komma Irgendwas von Lavinia Branişte. Auch wenn bestimmte Hashtags kursieren, die zu Backlist-Titeln passen, kommuniziere ich die Titel unter dem aktuellen Hashtag. Das ist sehr ungeplant, sehr intuitiv, sehr antizyklisch. Die Backlist bei mikrotext ist sehr lebendig, denn sie ist ja auch komplett digital verfügbar und daher eigentlich keine Backlist, sondern einfach das Programm. Diese Titel werden auch ständig weitergekauft, jedes Jahr! Ein digitales Programm ist nachhaltig, für den Verlag, aber auch für die Autoren und Autorinnen. Es wird auch auf mikrotext.de komplett unhierarchisch, nur chronologisch, aber alles auf einer Seite abgebildet.“
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