FiDiPubFiDiPubFiDiPubFiDiPub
  • #FiDiPub
    • Hypezig
    • Programm FBM19
    • Konferenz 2020 [abgesagt]
    • Konferenz 2019
      • Agenda für den 28.05.2019
      • Unsere Speaker*innen
    • Konferenz 2018
      • Agenda
    • Konferenz 2017
      • Agenda
    • Communitytreffen 2017
    • Communitytreffen 2018
  • News
  • InnoTeam
    • Kernteam
    • Projektpartner
    • Assoziierte
    • Jobs
  • Blog
  • Webinare
    • Website & Webshop
    • Community & Empowerment
    • Online-Eventisierung von Content
  • Digitales ABC
  • Kontakt
nächstevorherige

„Zusammen verlegt man weniger allein“

von fidipub | Blog, Interviews und Blogbeiträge | Kommentare | 12 Dezember, 2019 | 8

Nikola Richter von mikrotext über vernetztes Verlegen, künstlerische Kollektivität und ihr Jahr des offenen Verlags

Nikola Richter
Foto: © Truong Ngu

Nikola Richter ist Leiterin und Gründerin des Verlags mikrotext, der vor allem zeitgenössische, grenzüberschreitende Literatur zu aktuellen Themen veröffentlicht. Sie publiziert neue Narrative und Texte mit Haltung, die oft einen digitalen Bezug besitzen. 2013 bis 2016 hat sie die Electric Book Fair, eine strategische Bewegung für das digitale Publizieren, organisiert. mikrotext ist Preisträger des deutschen Verlagspreises 2019 und wird 2020, dem „Jahr des offenen Verlags“, zum Community-Projekt.

Wann und wie kam Dir die Idee, einen eigenen Verlag für digitale Lektüren zu gründen?

Ich wollte eigentlich schon immer Verlegerin werden. Mit sechs Jahren habe ich den „Nikola Richter Zuhause Verlag“ gegründet. Später, in meinem literaturwissenschaftlichen Studium, habe ich mich stark mit der Frage, wie das Internet und Texte zusammenkommen können, beschäftigt. Auch in meiner Arbeit für verschiedenste journalistische Projekte habe ich immer nach neuen Themen und Autor*innen gesucht, und die Plattformen, auf denen geschrieben wird, beobachtet. Ich hatte auch eigene Blogs, habe aber immer viel mehr dafür gesorgt, andere Menschen dazu zu bringen, digitale Schreiborte stärker zu nutzen und anzuerkennen. Etwa mit der Gründung des ersten deutschsprachigen Theaterfestivalblogs beim Theatertreffen 2009 oder des Literaturblogs Litaffin in meinem Seminar an der FU Berlin im Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaften. Das ist oft sehr unsichtbare Arbeit, sozusagen literarisch-digitale Care Work. Diese beiden Blogs etwa existieren noch, sind mittlerweile in ihren Bereichen sehr bekannt, also sehr nachhaltig und erfolgreich. Mit einem internationalen Stipendium für „Cultural Leadership international“, das ich vom British Council 2012 erhielt, habe ich mich zum Thema Digital Publishing fortgebildet. Aus der anfänglichen Idee, einen „Digital Publishing“-Blog zu starten, wurde die Verlagsgründung von mikrotext.

Was unterscheidet mikrotext von anderen Verlagen?

Man schreibt keinen Text, um ein Buch zu schreiben – man schreibt Texte und vielleicht wird daraus ein Buch. Der Werkbegriff war für mich schon immer sehr offen. Dadurch war ich auch viel offener, was überhaupt bei mikrotext als Werk erscheinen kann. Ich habe nicht nur in klassischen Formaten wie Roman oder Sachbuch gedacht, was natürlich auch meiner langjährigen Redakteursarbeit geschuldet ist. Von dort war mich schon vertraut, dass die Formate viel fluider sind, als uns das der Buchmarkt suggeriert. Und das digitale Medium E-Book ist so perfekt für beides: für kürzere Formate, aber auch sehr lange. Wir haben hier ja die höchste Flexibilität.

Wie hat sich dein Programm geformt?

Ich habe eigentlich aus der Frage heraus agiert: Was würde ich gern selbst auf dem Smartphone lesen? 2013, während der Gründung, habe ich schon viel auf dem Smartphone rezipiert. Mein erstes E-Book, das ich komplett mobile gelesen habe, war Thomas Manns „Der Tod in Venedig“. Währenddessen dachte ich gar nicht mehr darüber nach, auf dem Bildschirm zu lesen. Das war für mich ein Erleuchtungsmoment. Diesen Erleuchtungsmoment hatten später auch Menschen, die vorher nie E-Books gelesen haben, mit den mikrotext-Titeln.

Welchen Anspruch hast du an dein eigenes Publizieren?

Anfangs wollte ich mich bewusst von bestimmten Strukturen im Verlagswesen abgrenzen, sie nicht reproduzieren. Ich wollte vom Prinzip Frühjahrs- und Herbstvorschau wegkommen, schneller verlegen können. Mittlerweile erscheint alle sechs bis acht Wochen ein neuer Titel, nie wird etwas parallel veröffentlicht. Seit 2014 biete ich auch ein Abo-Modell an, das Freundeskreis heißt und eine Kombination aus Crowdfunding und Micro-Payment darstellt. Mit diesem unterstützt man das digitale Publizieren meines Verlags und erhält alle digitalen Publikationen. In der Weihnachtszeit kann man die Freundschaft gerade sogar erstmalig auch verschenken! Viele Texte finde ich im Netz oder sie werden mir dort vorgeschlagen. Ich verlege allerdings nicht nur Netzliteratur. Für mich sind diese Texte aber genauso wichtig wie ein Essay, das künstlerisch mitunter ganz anders entsteht. Letztendlich habe ich den Anspruch, engagierte Texte zu veröffentlichen, die – ästhetisch oder inhaltlich – zu aktuellen Fragen Stellung beziehen. Einige Themen, die ich mitunter schon vor Jahren publiziert habe, verlieren auch nicht an Bedeutung; Themen wie Flucht, Obdachlosigkeit oder der Klimawandel. mikrotext besitzt eine dauerhaft aktuelle Backlist, und darauf bin ich schon stolz!

Auf der Verlagswebsite findet sich außerdem das Angebot, eine sogenannte Remote-Hospitanz anzutreten. Was genau verbirgt sich dahinter?

Das ist ein Prinzip der Kollaboration mit denen, die mehr über die Arbeit in einem Verlag wissen wollen, das es nun seit  zwei Jahren gibt. Es bedeutet, dass man sich bei mir relativ spontan melden kann, um bei einem aktuellen E-Book- oder Buchprojekt mitzuarbeiten: für fünf bis zehn Stunden die Woche über ein bis zwei Monate. Es ist nicht notwendig, vor Ort zu sein, deswegen Remote-Hospitanz.

Du hast mikrotext 2013 als E-Book-Verlag gegründet. Wieso bietest du mittlerweile beides an, Print und Digital? Und wonach entscheidest du, welcher Titel in welcher Medialität erscheint?

Ich war nur sehr kurz ein reiner Digitalverlag, habe aber immer das E-Book vor dem Buch verlegt. Im Impressum der frühen Titel konnte man dann lesen: „Zuerst erschienen als E-Book“. Eigentlich bin ich ein konservativer Verlag. Ich mache keine Apps oder immersiven E-Books, ich mache Lesetexte. Für Print entscheide ich mich, wenn bspw. der/die Autor*in in der Öffentlichkeit steht, es viele Veranstaltungen zum Titel gibt oder der Text stark in den Medien besprochen wird. Mittlerweile erscheint etwa die Hälfte meines Programms in Print, meist die längeren Texte. Ich versuche jedoch auch heute noch, das E-Book etwas eher herauszubringen, und wenn es nur eine Woche ist. Anstatt „digital only“ „digital first!“ könnte man dazu sagen. So können die, die den Text unbedingt gleich lesen wollen, schon das E-Book kaufen.

Inwieweit nutzt Du den digitalen Raum, um neue Autor*innen und/oder Manuskripte zu finden?

Natürlich bin ich auf Instagram, Facebook und Twitter, und ich lese auch hier und da Blogs. Hin und wieder lese ich mich auch bei mojoreads fest, einer Lese-Community. Dort betreue ich eine Verlagsseite und eine persönliche Seite mit Lesetipps aus anderen Verlagen. Ich besuche außerdem viele Veranstaltungen in Berlin. Mir empfehlen Freunde, Freundinnen und Bekannte interessante Inhalte, via Facebook-Messenger beispielsweise oder sie taggen mich unter Beiträgen. Manchmal spreche ich Menschen auch direkt an, nachdem ich entdeckt habe, dass sie im Netz über eine bestimmte Erfahrung schreiben, und dann frage ich, ob sie nicht Lust haben, das auszubauen.

Welcher Social Media-Kanal hat deiner Meinung nach derzeit am meisten poetisches Potenzial?

Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich würden viele Menschen sagen: Twitter. Aber Twitter hat sich auch verändert mit der Länge der Zeichen und den Threads. Viele schreiben da jetzt essayistischen Content. Dass sich bei Twitter die Texte verlängern, finde ich eine spannende Entwicklung. Manche tweeten sich auch an Vorfällen fest, sodass ganze Meme-Dramen entstehen. Bei Facebook ist es schon schwieriger mit textuellen Inhalten, da diese Plattform ein viel bildlastigeres Medium geworden ist. Instagram ist sicher auch wichtig. Insta-Poetry beispielsweise hat mittlerweile einen immensen Marktanteil. Das Problem bei diesen Kanälen ist, dass die Algorithmen uns allen immer die gleichen langweiligen Inhalte ausspielen. Das war vor ein paar Jahren noch nicht so. Mittlerweile musst du wirklich getaggt werden, passenden Leuten und Accounts folgen und auch aktiv mitlesen, um im Diskurs zu bleiben. Nur dann siehst du, was gerade literarisch Interessantes passiert.

Was verstehst Du unter „vernetztem Verlegen“?

Für mich ist das ein mobiles Verlegen. Ein agiles Verlegen. Ein Vernetztsein mit Diskussionen, Diskursen, Schreibweisen, aus denen heraus ich etwas kuratiere, was meinem Verlagsprofil entspricht. Ich kann in wenigen Tagen einen Titel veröffentlichen, wenn der Text steht. Ich muss mit mikrotext keinen 5-Jahres-Plan machen, sondern kann mein Konzept auch mal komplett umschmeißen. Agil sein bedeutet für mich genau das: sich immer wieder in Frage zu stellen. Mein Vernetztsein als Verlegerin wird auch mit der Vielfalt der Kanäle, über die man mich persönlich  erreichen kann, deutlich – das ist wenig hierarchisch. Außerdem stemmt man in der Indieszene viele Projekte gemeinsam, arbeitet verlagsübergreifend zusammen, beispielsweise für Veranstaltungen wie Messen oder Weihnachtsmärkte. Vernetztes Verlegen ist also auch weniger monolithisch. Genau wie die Texte, die ich verlege, nicht so stark monolithisch sind – sie kommunizieren in gewisser Weise miteinander. Das entspricht, denke ich, unserem Zeitgeist ganz gut. Denn wir glauben ja nicht mehr an die eine Macht, die uns alles erklärt. Wir haben eine immense Pluralität an Stimmen und als Verlag kann ich diese abbilden.

Nun hast du jüngst das Jahr des offenen Verlags 2020 ausgerufen. Was erwartet die mikrotext-Community im nächsten Jahr?

Nachdem ich darüber nachgedacht habe, den Verlag vielleicht für ein Jahr zu schließen und nur die Backlist zu führen, kam mir die Idee des offenen Verlags. Dafür habe ich einen Aufruf gestartet und Gastverleger*innen für meine Programmplätze 2020 gesucht. Dahinter steckt die Überlegung, dass Verlegen eigentlich eine durch und durch kollektive Handlung ist. Deshalb öffnet sich mikrotext für ein Jahr dem radikal kollektiven Verlegen. Das kulturelle Kapital von mikrotext wird sozusagen kollektiviert! Mich interessiert dabei vor allem, herauszufinden, was meine Community eigentlich aktuell lesen will, wie ihrer Meinung nach ein Verlag heutzutage funktionieren sollte und welche Art von Publikationen wir in diesen bewegten Zeiten brauchen. Einzelpersonen oder Gruppen konnten sich in den letzten Wochen mit einer Titel-Idee melden. Ich bekam rund 30 Einreichungen. Bis Ende November habe ich die ersten vier Titel des nächsten Jahres festgelegt. Das Frühjahrsprogramm wird thematisch divers, verlegerisch weiblich und trägt eine starke Haltung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen – typisch mikrotext eben!

FiDiPub, Interview, mikrotext, Nikola Richter

Related Post

  • FiDiPub im Buchmesseglück

    von Martin | Kommentare

    Unsere Mitarbeiter*innen Martin Franke, Olaf Reinhold, Klemens Geuther, Nicole Vergin, Janine Ankert und Laura Hofmann blicken glücklich auf fünf Tage Frankfurter Buchmesse zurück. Gemeinsam mit dem wunderbaren Team von Kreatives Sachsen durften wir in diesemWeiterlesen

  • Sächsische Kleinverlage lassen von sich hören

    von fidipub | Kommentare

    Wohin mit neuen Ideen? Wo ist Raum für Kleinverlagsexperimente? Schnurstraks ins InnoLab! Die FiDiPub-Innovationswerkstatt, ausgerüstet mit Audio-Aufnahme-Technik und neuerdings mit …
    Weiterlesen

  • FiDiPub Geschenketipps

    von fidipub | Kommentare

    Geschenketipp #1 Kai Maruhns Vogelhälse erschienen bei duotincta Ein Sommertag beginnt. Ein Junge erwacht. Anstatt zu lernen, lauscht er den Lauten des Sommers, dem Gesang der Vögel, träumt von der Fahrt aufs Land, vom GartenWeiterlesen

  • FiDiPub-Workshop #1: Vom handwerklichen Schreiben zum digitalen Texten – Ein Rückblick

    von fidipub | Kommentare

    Nach dem Pilotworkshop Digitale Sichtbarkeit im November 2018 haben wir die FiDiPub-Workshopreihe mit der Veranstaltung Digitales Texten für ein erfolgreiches Content Marketing im September 2019 fortgesetzt.
    Weiterlesen

  • Ein Event ist ein Erlebnis ist eine Emotion ist eine Erinnerung

    von fidipub | Kommentare

    Wir lieben Events. Es trifft sich daher gut, dass im Forschungsprojekt FiDiPub immer wieder neuartige Formate für die Buchbranche besucht, analysiert und sogar selbst ausprobiert werden. Und zwar fernab der gewöhnlichen
    Weiterlesen

  • Innovation x Buchbranche – Ein Rückblick auf die 3.FiDiPub-Konferenz

    von fidipub | Kommentare

    Zum mittlerweile dritten Mal fand am 28.05.2019 die alljährliche FiDiPub-Konferenz für die regionale Medien- und Kreativbranche an der Universität Leipzig statt. Anlässlich der baldigen Entstehung unseres Innovationslabors
    Weiterlesen

nächstevorherige

Neueste Beiträge

  • 4 Jahre Förderinitiative FiDiPub: Sächsische Kleinverlage im digitalen Umbruch
  • Ein neues Zuhause für die FiDiPub-Community?
  • „Wer nicht gehört wird, findet in Zukunft nicht statt!“
  • Vertriebskooperationen von Kleinverlagen
  • Vertriebsmarketing in Klein- und Kleinstverlagen
Copyright 2020 Impressum | Datenschutzerklärung ‎ | FiDiPub | Wir sind auch auf Facebook!
  • #FiDiPub
    • Hypezig
    • Programm FBM19
    • Konferenz 2020 [abgesagt]
    • Konferenz 2019
      • Agenda für den 28.05.2019
      • Unsere Speaker*innen
    • Konferenz 2018
      • Agenda
    • Konferenz 2017
      • Agenda
    • Communitytreffen 2017
    • Communitytreffen 2018
  • News
  • InnoTeam
    • Kernteam
    • Projektpartner
    • Assoziierte
    • Jobs
  • Blog
  • Webinare
    • Website & Webshop
    • Community & Empowerment
    • Online-Eventisierung von Content
  • Digitales ABC
  • Kontakt
FiDiPub
Zum Ändern Ihrer Datenschutzeinstellung, z.B. Erteilung oder Widerruf von Einwilligungen, klicken Sie hier: Einstellungen